Verein, mittelständisches Unternehmen, vor allem aber Großfamilie mit Herz – das ist die Lebenshilfe Weinheim e.V..
Die große Herzlichkeit und Freude, mit der sich die Lebenshilfe-Leitung all ihren Aufgaben widmet, war auch beim Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN) spürbar. Die Sprecherin für Integration ihrer Fraktion tauschte sich aus Anlass des 60jährigen Bestehens der Weinheimer Institution mit Geschäftsführer Oliver Andres und den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern Mareike Merseburger und Walter Metz über aktuelle Entwicklungen im Projekt aus. Die Lebenshilfe ermöglicht Menschen mit Handicaps seit 1963 soziale Teilhabe, entlastet deren Familien und erhöht ihre Lebensqualität im Alltag.
„Ich kenne und schätze die wertvolle Arbeit der Lebenshilfe für Menschen mit Beeinträchtigungen schon lange“, sagte Tuncer. Zum aktuellen Besuch hatte sie nun ihre beiden Praktikanten Michel Thiemann und Elisabeth Brunner mitgebracht. Sie wollten nach einer Woche im Stuttgarter Landtag auch Einblicke in Themen und Aufgabenfelder im Wahlkreis bekommen.
Die Lebenshilfe musste in Folge von Corona-Pandemie und Krieg in der Ukraine finanzielle Einbußen hinnehmen. So verursachte der brachliegende Fuhrpark Kosten, erzielte aber während des Lockdowns keine Einnahmen. Auch nahmen die Spendeneinnahmen ab, weil viele Menschen eher für die Ukraine spendeten, berichtete Finanzvorstand Walter Metz. „Dieses Jahr werden wir wegen des Jubiläums wohl auf die benötigten 50 000 Euro an Spendenmitteln kommen, aber für nächstes Jahr bin ich weniger hoffnungsvoll“.
Zur „Weißen Flotte“ mit ihren rund 50 Fahrzeugen gehören inzwischen auch sechs E-Autos. „Wir wollen nachhaltiger werden“, sagt Geschäftsführer Andres, „aber in den Stoßzeiten kommen wir mit dem Laden der E-Autos bislang nicht hinterher“. Rund 80 Fahrer:innen und Begleitpersonen bringen jeden Tag rund 300 Menschen mit Beeinträchtigungen zu ihren Bildungseinrichtungen, Arbeitsstätten und Freizeitaktivitäten. Dank der Weinheimer Hector-Stiftung gehören zwei neue Ford Transits mit hochmodernen, hydraulischen Lifts für Rollstühle zur Flotte. Allein der Umbau zur behindertengerechten Ausstattung kostete bis zu 20 000 Euro pro Fahrzeug. „Soziale Teilhabe beginnt mit Mobilität“, weiß Tuncer. „Auch beim Öffentlichen Personennahverkehr gibt es da im Hinblick auf Inklusion noch Nachholbedarf.“
„Wir brennen für das, was wir tun“, erzählte Oliver Andres dann beim Rundgang durch den neuangelegten Garten in der Moltkestraße 30. Rund um Feuerstelle, Grillplatz und Hochbeete entsteht dort ein neuer Treffpunkt für die Lebenshilfe-Familie.
Beim Bepflanzen hatten am Social Day die Mitarbeiter:innen der Deutsche Bank Filiale Weinheim angepackt. Geschäftsführer Andres ist einer der ältesten Angehörigen der Familie: er hat vor 25 Jahren bei der Lebenshilfe als Zivildienstleistender angefangen und kennt den Verein mit seinen 400 Mitgliedern und 150 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen wie kein Zweiter.
Auf seine Initiative hin wurde das Sportprogramm der Lebenshilfe ausgebaut. Der Verein ermöglicht seinen Schützlingen diverse Sport- und Freizeitaktivitäten, zum Teil in bewährter Kooperation mit den Sportfreunden Kurpfalz 04, der TSG Weinheim und dem AC Weinheim. Ferienbetreuung, Urlaubsreisen, Einzelassistenzen und Schulbegleitung im Inklusionsunterricht gehören ebenfalls dazu.
Die Leidenschaft und Begeisterung von Andres und seinem Team haben auch die Landtagsabgeordnete, die Weinheimer Grünen-Vorsitzende Brigitte Demes, die Studentin Elisabeth Brunner und den Schriesheimer Gymnasiasten Michel Thiemann mitgerissen. „Es ist wirklich tolle Arbeit, die Sie hier leisten“, waren sich die Praktikanten und die beiden Politikerinnen einig.