Info- und Diskussionsabend mit Fadime Tuncer MdL, Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann und Kreisrätin Dr. Ursula Schmollinger in Edingen-Neckarhausen stiess auf großes Interesse.
Über meine Diskussionsveranstaltung "Talk mit Tuncer" zum Thema "PFAS-Ewigkeitschemikalie im Neckar - Was tun?" wurde in den regionalen Zeitungen ausführlich berichtet. Den Artikel des Mannheimer Morgen vom 16. Juli 2025 finden Sie online hier, in der Print-Ausgabe ist er am 17. Juli erschienen. Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete am 16. und am 18. Juli, die Weinheimer Nachrichten ebenfalls am 18. Juli in ihren Print-Ausgaben.
Edingen-Neckarhausen. - Sogar in der Muttermilch von Eisbären hat man den Schadstoff schon gefunden: sogenannte PFAS-Ewigkeitschemikalien, die in der Natur nicht abgebaut werden und sich im Körper anreichern. Auch in der Rhein-Neckar-Region gibt es belastete Flächen und belastetes Trinkwasser. Ein hochkomplexes Thema, mit kontroversen Ansichten zu Gesundheitsgefahren und Grenzwerten und viel Klärungsbedarf.
Die gutbesuchte Informations- und Diskussionsveranstaltung der Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer „Talk mit Tuncer – PFAS-Ewigkeitschemikalie im Neckar – Was tun?“ zeigte, wie sehr das Thema den Menschen auf den Nägeln brennt. Rund 60 Besucher nahmen vergangene Woche an der Talkrunde im Edinger Rathaus teil. Auf dem Podium unter anderen: die Grünen-Kreisrätin und Anästhesistin Dr. Ursula Schmollinger aus Ladenburg und der Biologe und Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann.
Rund 10.000 Substanzen gehören zur Gruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien. Sie sind chemisch und thermisch extrem stabil und haben wasser- und fettabweisende Komponenten. Deswegen sind sie in vielen Alltagsgegenständen zu finden, zum Beispiel Teflon-Bratpfannen, Backpapier, Outdoor-Kleidung, Kosmetika oder Imprägnier-Spray. Krebserkrankungen, Schwächung des Immunsystems, Leberschäden, Unfruchtbarkeit etc. werden den PFAS bisher angelastet. Das führte Ulla Schmollinger in ihrer Präsentation anschaulich aus.
Der Journalist Gunter Haug berichtete über den Doktoranden, der 2016 im Trinkwasser seiner Heimatgemeinde Edingen-Neckarhausen über 20 Mikrogramm TFA pro Liter nachgewiesen habe. Das überstieg den damals geltenden gesundheitlichen Orientierungswert von drei Mikrogramm signifikant. Inzwischen liegt der nun sogenannte Leitwert in Deutschland bei 60 Mikrogramm / Liter tägliche Aufnahmemenge, bei der laut Umweltbundsamt keine Schädigung der Gesundheit zu erwarten sei. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist das hoch. In der Schweiz liegt der vergleichbare Wert z.B. bei 10 Mikrogramm / Liter, in den Niederlanden bei 2,2.
Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann führte aus, dass die Landesregierung 2016 auf den TFA-Nachweis im Trinkwasser sofort reagiert habe. Die verursachende Firma Solvay in Bad Wimpfen reduzierte die Einleitung von TFA in den Neckar auf ein Kilogramm pro Stunde. Durch Beimischung von sauberem Trinkwasser wurde die Trinkwasserqualität in Edingen-Neckarhausen verbessert. Die Belastung des Uferfiltrats im Neckar sei nicht ganz weg, aber inzwischen um bis zu 95 Prozent reduziert, so Baumann. Gegen einen kompletten Einleitungsstop wehrte sich das Unternehmen, einigte sich stattdessen auf eine außergerichtliche, finanzielle Vereinbarung mit Edingen-Neckarhausen und Heidelberg.
Baumann betonte, dass das Land derzeit keine rechtliche Handhabe gegen Solvay habe. Sein Ministerium fordere schon lange ein grundsätzliches Verbot der PFAS-Verbindungen. Seine Hoffnungen liegen dabei auf der EU, die derzeit auch auf Initiative Deutschlands ein umfassenderes Verbot der Ewigkeitschemikalien diskutiert.
Eine Handhabe bietet einstweilen die neue Trinkwasserverordnung von 2023, die die europäischen Vorgaben für den Trinkwasserschutz in nationales Recht umsetzt. Sie sieht ab 2026 strengere Grenzwerte von 0,1 Mikrogramm / Liter für 20 relevante PFAS vor; TFA ist allerdings nicht dabei. Das Land unterstützt die Kommunen bei der notwendigen Umrüstung von Wasseraufbereitungsanlagen finanziell. Auf die CDU/SPD-Bundesregierung setzen Baumann und die Umweltschützer im Publikum keine Hoffnung: sie lehnt in ihrem aktuellen Koalitionsvertrag ein Total-Verbot von PFAS ab.
Was einstweilen zu tun bleibt: Druck machen auf die hiesigen Bundestags- und Europaabgeordneten, damit sie sich bei den aktuellen und künftigen Verhandlungen zur PFAS-Regulierung für umfassende Verbote einsetzen. Und künftig PFAS-freie Produkte kaufen.
"Talk mit Tuncer" zum Thema PFAS-Ewigkeitschemikalien im Neckar. Fotos: Team Tuncer