Unsere Kulturlandschaft an Bergstraße und Odenwald ist etwas Besonderes. Gemeinsam mit dem Naturpark Neckartal-Odenwald und dem Hofgut Eulenschlag veranstaltete die Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer eine Wanderung durch Streuobstwiesen und Mischwald in Oberflockenbach. 20 Teilnehmende waren beeindruckt von der Artenvielfalt und landschaftlichen Schönheit rund um den Weinheimer Ortsteil.
Die Rhein-Neckar-Zeitung und die Weinheimer Nachrichten berichteten in ihren Print-Ausgaben über unsere Veranstaltung.
„Zu unserer Heimat gehören auch die wertvollen Kulturlandschaften im Odenwald und an der Bergstraße“, sagte die Grünen-Politikerin in Anspielung auf die gerade zu Ende gegangenen Weinheimer Heimattage. „Deshalb freue ich mich sehr, dass wir heute in Zusammenarbeit mit Familie Schilling und dem Naturpark Neckartal-Odenwald mehr über unsere heimische Flora, Fauna und ihre Pflege und Nutzung erfahren können.“ Unter der fachkundigen Leitung des Geschäftsführers des Naturparks, Paul Siemes, ging es zwei Stunden lang durch einen artenreichen Mischwald, vorbei an Feldgehölzen, Hecken und rund 70 Streuobstbäumen.
Anhand von drei Gesteinsproben erklärte Siemes inwiefern die geologischen Gegebenheiten in Odenwald und Rheinebene die Landschaft und ihre Nutzung bestimmen. „Der Buntsandstein-Odenwald hat aus Sicht der Bewirtschafter „ärmere“ Böden, weshalb sich hier heute vielfach Wald oder Grünland finden“, so Siemes. Historisch haben die vielfältigen Nutzungen immer auf kleinen Parzellen stattgefunden, was auch mit dem Erbrecht zusammenhängt. Dies prägte die kleinräumige Kulturlandschaft aus Wald, Streuobstwiesen und Weideflächen.
Doch auch die kleinteilige Kulturlandschaft will gepflegt sein. Jan Schilling vom Hofgut Eulenschlag hat sich deshalb fünf Walliser Schwarznasenschafe und zwei Thüringer Waldziegen zugelegt, die in vielerlei Hinsicht „extrem wertvoll“ seien. „Die Ziegen haben in vier Wochen eine brombeerüberwachsene, verbuschte Fläche wieder freigelegt“. Sie gehörten zu den alten Nutz- und Haustierrassen, die vom Aussterben bedroht sind, und die Familie Schilling nun zu einer Population heranzüchten will. Auch ehrenamtliche Helfende des Naturparkes haben schon Hand angelegt und 40 Obstbäume von wuchernden Brombeeren befreit.
Landschaftspflege, Artenschutz und nachhaltiger Tourismus, die Zusammenarbeit mit Landwirten, regionalen Erzeugern und Naturschützern, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und rund 250 naturkundliche Veranstaltungen pro Jahr sind das Kerngeschäft des Naturparks Neckartal-Odenwald. Der Naturpark ist einer von sieben Naturparken in Baden-Württemberg, die zusammen 37 Prozent der Landesfläche ausmachen. Finanziert werden sie von ihren Mitgliedskommunen, aus Landes- und EU-Mitteln.
„Das Land stellt den sieben Naturparken jährlich insgesamt 1,8 Millionen Euro an Haushaltsmitteln sowie rund 750.000 Euro aus der Fernsehlotterie ‚Glückspirale‘ zur Verfügung. Die Naturparke sind wichtige Netzwerk-, Koordinations- und Förderplattformen für die Regionen. Mit den Landesmitteln wird jährlich ein Vielfaches an Projektmitteln und Wertschöpfung vor Ort aktiviert“, erläuterte Fadime Tuncer. „Deshalb setze ich mich weiter für eine zielorientierte Stärkung der Naturparke in Baden-Württemberg ein.“
Im nahen, klimaresilienten Mischwald mit Buchen, Eichen, Douglasien und einigen Kiefern und Fichten erfahren die Wanderer mehr über die jahrtausendealte Nutzung des Waldes. Nicht nur Brenn- und Baumaterial lieferte der Wald, sondern auch Viehfutter. „Im Mittelalter trieben Schweinehirten ihre Tiere zur Eichelmast in den Wald. Da wurde eine Parzelle Wald gegen einen Goldgulden verpachtet“, erzählte Siemes. Heute seien Wildschweine für Förster ebenfalls „fast schon Nutztiere, da sie Engerlinge und andere Schädlinge fressen.“
Als das Ehepaar Lebert aus Heiligkreuzsteinach einen Pilz entdeckte, muss der Waldexperte allerdings passen. Die Weinheimer Biologin und Grünen-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Kramer und ihr Laudenbacher Parteifreund Thomas Kruse identifizieren den Pilz schließlich mit Hilfe einer App als essbaren Rotfußröhrling.
„Sehr informative Aktion“, lobte Bärbel Deck aus Hirschberg und auch Ursula Röser und ihr Partner Bruno Schlößer aus Weinheim fanden die Wanderung hochspannend: „Wir haben so viel über die Entstehung des Waldes und über das Leben der Menschen mit dem Wald erfahren.“ Auch für Achim Stock vom Obst- und Gartenbauverein Rippenweier/Oberflockenbach waren Rundgang und fachlicher Input „super“. Und Elisabeth Kramer stellte anerkennend fest, dass „die Zusammenarbeit von Naturpark mit Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft offenbar gut funktioniert“.