Zu Gast beim Heddesheimer Mundart-Spezialisten Dieter Kolb zum Auftakt der VHS-Reihe "Isch red heddesemarisch – Mundart bewahren und stärken".

Ein Bericht über die Veranstaltung finden Sie hier im Mannheimer Morgen vom 16. Oktober 2025 (der Artikel ist hinter einer Paywall).
Und meine Gedanken zu diesem schönen Mundart-Abend finden Sie hier:
Es kann einen schon verwirren: heißt es Heddesema oder Hellesema Kerwe? Und bin ich als „Zugezogene“ nun eine „Neigschmeckte“, „Noigeplaggde“ oder „Neigeschneide“? Die Kurpfälzische Mundart, soviel weiß ich inzwischen, hat viele lokale Spielarten, ist beeinflusst vom Französischen und steckt voller feinsinniger und humorvoller Wendungen.
Bei meinem Gastspiel beim Heddesheimer Mundart-Spezialisten Dieter Kolb im Bürgerhaus Pflug habe ich nun viel Neues erfahren und manches neu verstanden. Zum Auftakt seiner VHS-Reihe „Isch red heddesemarisch – Mundart bewahren und stärken“ dufte ich mit ihm über das Thema sprechen. Quintessenz: „DEN Dialekt gibt es nicht“, so der fast 80jährige Dozent.
Statt des einen Kurpfälzischen Dialektes gibt es sogar Mundart-Unterschiede innerhalb einer 12.000-Seelen-Gemeinde wie Heddesheim. Ursprünglich hiess die Gemeinde im Dialekt tatsächlich „Hellese“. Da hatte sich der d-Laut zwischen zwei Vokalen zum l-Laut gewandelt. Sprachwissenschaftler nennen das „Lambdazismus“. Das Phänomen kommt in unserer Region ebenso vor wie z.B. in iranischen Sprachen. In Heddesheim ist heute beides akzeptiert: Hellesema und Heddesma, bei der Bezeichnung für die Kerwe ebenso wie im allgemeinen Sprachgebrauch.
Meine eigene Sprach-Geschichte hat auch genug Verwirrung gebracht: Mit Türkisch aufgewachsen, kam ich als Sechsjährige nach Mannheim und habe dort als erstes „Monnemerisch“ gelernt. Den Dialekt musste ich mir in der Schule wieder abtrainieren. Erst mit meinem Umzug an die Bergstraße kam eine neue Wertschätzung für Mundart. Und auch wenn ich nicht „Schriesemarisch“ spreche, so verstehe ich es wenigstens, wie ich in Dieter Kolbs humorvollem Quiz unter Beweis stellen musste.
Unsere grün-geführte Landesregierung mit einem stolz schwäbelnden Ministerpräsidenten fördert die Mundart in Baden-Württemberg übrigens auf vielfältige Weise. So wird z.B. der Dachverband der Dialekte Baden-Württemberg (DDDBW) finanziell unterstützt.
Und die kurpfälzischen Ausdrücke für „Zugezogene“? Wenn ich es recht verstehe, kommentieren die Begriffe in unterschiedlichen Nuancen – neckisch, spöttisch, freundlich-ironisch –, wie sehr ein Zugezogener angekommen und integriert ist.
Mundart ist wirklich spannend!