Bewegender Film- und Gesprächsabend mit der Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer und ihren Gästen im Modernen Theater.
Weinheim. - Im Rahmen der Reihe „Talk mit Tuncer“ stellte die grüne Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer den eindrucksvollen Dokumentarfilm „ANKOMMEN“ im Modernen Theater in Weinheim vor. Im Film berichten fünf junge geflüchtete Menschen über das Fußfassen in Deutschland. Neben der Protagonistin Razan Ezzeddin war auch die Produzentin des Films, Ute Wolfangel, bei der Präsentation des Films in Weinheim anwesend. Veranstaltet wurde der inspirirende Abend in Zusammenarbeit mit der Interkulturellen Promotorin im Regierungsbezirk Karlsruhe, Dr. Rajya Karumanchi-Dörsam.
Die Weinheimer Nachrichten und die Rhein-Neckar-Zeitungen berichteten am 9. bzw. 10. Dezember 2025 über den Film- und Gesprächsabend. Den Bericht in den Weinheimer Nachrichten finden Sie hier.
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Unter den Protagonistinnen ist zum Beispiel Anya, ein junges Mädchen, das 2023 vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet ist. Sie arbeitet jetzt als Rezeptionistin in einem Hotel, das zu einer Übergangsunterkunft für Geflüchtete umfunktioniert wurde. „Ich habe meinen Platz gefunden“, sagt sie. Zuhause hat Anya in der Familie viel Musik gemacht, Klavier gespielt. Hier in Berlin ist sie einem Chor beigetreten – auch das hilft ihr. Doch emotional bleibt das „Ankommen“ schwierig, was vielleicht am deutlichsten wird, wenn Anya Deutschland mit einem Vater vergleicht, der „zwar Geld hat und deine Wünsche erfüllt, aber nie da ist“, also emotional unerreichbar bleibt.
Neben Anya lernt man im Film noch Majd kennen, einen Studenten aus Syrien, der seit 2015 hier ist, eine Banklehre absolviert hat und inzwischen als Schiedsrichter an den Wochenenden Fußballspiele leitet. Er ist hier zu „einer neuen Person geworden“, sagt er. Deutschland empfinde er nun als „zweite Heimat“.
-Auch Shadi kommt aus Syrien. Er hat eine Frau und zwei kleine Kinder und hat eine Ausbildung zum Lokführer absolviert. Er schätzt die Sicherheit für ihn und seine Familie in Deutschland und will bleiben. Zur Diskussion um die Rückkehrpflicht für Syrer sagt er: „Ich würde es nicht schaffen, nochmal von vorne anzufangen.“
Ismailia aus Gambia arbeitet inzwischen als Anlagetechniker im Sanitärbereich. Er hat lange darunter gelitten, dass er hier zunächst nicht arbeiten durfte, erst einmal viele Sprachkurse absolvieren musste. Heute räumt er ein: „Die Sprache zu sprechen, ist zentral.“
Und schließlich Razan aus Syrien. Sie hat nach ihrem Abitur hier eine Ausbildung zur Chemisch Technischen Assistentin (CTA) gemacht. Ihr hat beim „Ankommen“ auch die Teilnahme an einer Tanzgruppe in ihrem Wohnort geholfen. Sie sagt selbst, dass sie stolz darauf ist, was sie geschafft hat.
Warum diese Menschen ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind, erklärt im Film Tanja Laabs von der IHK Stuttgart. Sie leitet ein Projekt für die Integration Geflüchteter in Ausbildung und Beruf und lobt, dass es in den Betrieben inzwischen einen „sehr geübten Umgang mit verschiedenen Nationalitäten“ gebe.
Die Protagonistin Razan Ezzeddin und die Produzentin Ute Wolfangel diskutierten im Anschluss, moderiert von Fadime Tuncer, mit den Zuschauern. Bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit mit Geflüchteten sei sie immer wieder mit Vorbehalten aus ihrem Umfeld konfrontiert worden, berichtete Ute Wolfangel. ‚Die wollen hier doch nur die Sozialleistungen‘, heiße es oft. „Aber wenn man dann nachfragt, hatte keiner von denen je persönlich mit einem oder einer Geflüchteten gesprochen.“
Spannende Gesprächsrunde mit rund 30 interessierten Bürger:innen im Kinosaal. Fotos: Team TuncerSo sei die Idee zu diesem Film entstanden, den sie dann gemeinsam mit ihrem Mit-Produzenten Fabian Schäfer umgesetzt hat. „Wir wollten den Geflüchteten eine Stimme geben.“ Das ist in diesem sehr berührenden und nachdenklich machenden Film gelungen.
Die aktuelle Fassung, die im Modernen Theater auch in Zusammenarbeit mit der Interkulturellen Promotorin im Regierungsbezirk Karlsruhe, Dr. Rajya Karumanchi-Dörsam, gezeigt wurde, ist eine Neuauflage. Die Erstversion ist 2022 entstanden. Der neue Film ist kürzer, mit zwei neuen Protagonist:innen und eigens für den Einsatz in Schulen und Bildungseinrichtungen entwickelt. Entstanden ist diese Schulversion von „ANKOMMEN“ auf mehrfachen Wunsch von Lehrkräften, die bereits den ersten Film gesehen haben und ihn gerne im Unterricht einsetzen wollten. Er wurde realisiert im Rahmen des Bundesprogramms “Demokratie leben!” und gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.